Eine wahre, besinnliche Begebenheit. Es war im Jahre 1852 in dem damals noch österreichischen Städtchen Albendorf, im Grazer Land. Eine arme Arbeiterfrau, deren Man schon längere Zeit krank darniederlag, wollte vom Metzger ein Stück Fleisch für eine kräftige Suppe erbitten. Sie trug dem Metzgermeister ihr Anliegen vor. Der aber schüttelte den Kopf und meinte: „Solche Kunden hab‘ ich nicht gern. Ich will bares Geld sehen.“ „Umsonst will ich es auch nicht“, sagte das Mütterchen. „Ich gebe dir ein Verlgelt’s Gott. Das wiegt gut.“ Spöttisch meinte der Meister: „Was wird eine Verlget’s Gott schon wiegen! Das werden wir gleich sehen.“ Er nimmt ein Stück Papier, schreibt darauf das Wort „Vergelt’s Gott“ und legt es in eine Waagschale. Doch sieh! Er traut seinen Augen nicht. Mit schnellem Ruck zieht’s diese Schale hinunter. Schnell schneidet er ein Stück Fleisch vom Nachbartisch ab und legt es in die andere Waagschale. Diese aber rührt sich nicht. Nach ein zweites Stück, ein drittes Stück legt er darauf, ja, das ganze Fleisch, das er auf dem Tisch liegen hat. Es gelingt ihm aber nicht, die Waagschale mit dem Vergeltsgott hochzubringen. Diese bleibt nach unten gezogen; die andere mit dem vielen Fleisch bleibt oben. Der Metzger kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er schüttelt immerzu den Kopf und sagt: „Das ist doch nicht zum Glauben, aber ich sehe es mit meinen eigenen Augen: Das Vergeltsgott hat mehr Gewicht, als mein Fleisch.“ Er gab dem überraschten Weiblein ein ansehnliches Stück Fleisch und hielt fürderhin gar viel auf ein Vergelt’s Gott. In meiner Kindheit hörte ich diese Geschichte oft und oft erzählen. Sie ist bezeugt durch die, die sie erlebt haben in Urgroßväter - Zeiten.